Factsheet zu Daten und digitalen Werkzeugen in der Klimaanpassung
Zwei Berichte bieten einen Überblick über Daten und digitale Tools, die im Bereich der Klimaanpassung in Deutschland und Dänemark verwendet werden.
Dieser Artikel bietet eine kurze Einführung in die beiden Berichte „Climate adaptation plans – mapping of tools and knowledge in the Danish project region” (Drenck, 2024), der von POSEIDONs ehemaligem Partner LNH Water ApS erstellt wurde, und „Climate adaptation plans – mapping of tools and knowledge in the German project region”, der von Thomas Einfalt von hydro & meteo GmbH erstellt wurde. Beide Berichte können Sie hier nachlesen .
Anja Wejs von NIRAS und Thomas Einfalt von hydro & meteo GmbH haben eine Factsheet verfasst, in der Sie einen Überblick über Daten und digitale Tools geben und gleichzeitig über die beiden Berichte reflektieren und die Entwicklungen in Dänemark und Deutschland vergleichen. Dabei wird deutlich, dass fehlende Kompetenzen bei der Dateninterpretation zu Fehlern bei der Risikobewertung und zu einer sozial verzerrten Priorisierung der Klimaanpassung führen können. Hier geht's zum Factsheet .
Der Bericht über Dänemark gibt einen Überblick über die dort verfügbaren digitalen Werkzeuge zur Anpassung an den Klimawandel, die in den Kommunen angewendet wurden, und veranschaulicht wasserbezogene Risiken wie Sturmfluten, Starkniederschläge, durch oberirdische Wasserläufe und Grundwasser. Die Werkzeuge umfassen insbesondere Screening-Werkzeuge (z.B. Starkregen-Risiko-Karten).
Der deutsche Bericht konzentriert sich auf die Grenzregion, die im Rahmen von POSEIDON untersucht wird. Daher liegt der Schwerpunkt des Berichts auf Norddeutschland, und es ist nicht bekannt, wie die Verhältnisse in den übrigen Gebieten Deutschlands sind. Der Bericht betont, dass die Handhabung von Wasser in Schleswig-Holstein aufgrund unterschiedlicher Gesetze und begrenzter Ressourcen in den Gemeinden limitiert ist. Die Fachkompetenz in den Gemeinden schwankt, da die kleinen Gemeinden oft nicht über die personellen Ressourcen verfügen, um das Thema Klimawandelanpassung vollumfänglich zu handhaben.Allerdings fordert ein neues nationales Gesetz in Deutschland, dass lokale Lösungen zur Anpassung an den Klimawandel entwickelt werden sollen.
Modelle und Risiken
In Dänemark erstellen die Kommunen ihre Klimaanpassungspläne freiwillig als Teil der „Klimaalliancen“, die von Realdania (einer vollständig selbstfinanzierten philanthropischen Vereinigung) und in Verbindung zum C40-Zertifizierungssystem unterstützt werden. Der Bericht enthält die Empfehlung, dass Deutschland sich von der Vorgehensweise Dänemarks bei der Erstellung von Klimaanpassungsplänen innerhalb inspirieren lassen kann.
Klimaanpassungswerkzeuge wurden für einen konkretes Zweck entwickelt und weisen daher gewisse Einschränkungen auf. Es gibt kein Werkzeug, das alles kann. Das Grundwassermodell HIP setzt beispielsweise voraus, dass sich die Entwässerungsbedingungen in Zukunft nicht ändern, auch nicht bei steigendem Meeresspiegel. Das bedeutet, dass das aktuelle Überschwemmungsrisiko falsch eingeschätzt werden kann. Ein anderes Werkzeug, KAMP, ist hauptsächlich als Screening-Tool gedacht, um den Nutzern einen vorläufigen Überblick über die ökonomischen Werte in einem überschwemmten Gebiet zu geben. Die ökonomischen Werte basieren aber auf Immobilienwerten und nicht auf den Kosten für die Wiederherstellung eines Schadens. Das bedeutet, dass ein leichter Schaden an einer Immobilie mit hohem Wert in dem Tool zu einem höheren ökonomischen Schaden führen kann, als ein großer Schaden an einer Immobilie mit niedrigem Wert. Es besteht also die Gefahr, dass Gebiete mit hohen Immobilienwerten höher priorisiert werden, als Gebiete mit größeren tatsächlichen Schäden, wenn der Nutzer sich der dahinterstehenden Voraussetzungen nicht bewusst ist.
Obwohl viele Klimaanpassungswerkzeuge zur Verfügung stehen, geht aus der Factsheet hervor, dass nicht immer klar ist, welche Daten, Werkzeuge und Methoden von den Kommunen verwendet wurden. Die von Beratern erstellten Pläne sind im Allgemeinen transparenter als die von den Kommunen intern erstellten Klimaanpassungspläne. Transparenz bei der Datenverarbeitung ist für die Bewertung der Grundlage der Klimaanpassungspläne von zentraler Bedeutung, da die Arbeit mit Daten und deren Interpretation Einfluss auf das Ergebnis und die anschließend getroffenen Entscheidungen haben, beispielsweise über die Priorisierung von Maßnahmen für die Klimaanpassung.
Von vereinzelten Maßnahmen zu neuen Gesetzen in Deutschland
In Deutschland hing die Anpassung an den Klimawandel viele Jahre lang vom lokalen Engagement ab. Inzwischen wird verstärkt darauf geachtet, diese Anpassung mit öffentlich verfügbaren, freien Daten und Karten zu unterstützen.
In Schleswig-Holstein hatte nur ein kleiner Teil der Gemeinden vor der Gesetzesänderung im Sommer 2024 Pläne zur Anpassung an den Klimawandel ausgearbeitet. Daher erhalten die Kreise nun eine spezielle Unterstützung, die insbesondere den kleinen Gemeinden bei dem neuen, obligatorischen Prozess helfen soll.
Grundlegende Daten für die Anpassung an den Klimawandel sind öffentlich zugänglich, erfordern jedoch häufig eine zusätzliche Bearbeitung und Interpretation, um Hotspots zu identifizieren und konkrete Maßnahmen zu empfehlen. Dies gilt beispielsweise für Überschwemmungskarten für Starkregenereignisse und Küstengebiete sowie für Klimaprognosen aus nationalen Datenbanken.
Mehrere Werkzeuge unterstützen die Arbeit der Kommunen. Zu den Wichtigsten gehört ein „Hochwasserpass“, der die Widerstandsfähigkeit des einzelnen Grundstücks gegen Überschwemmungen bewertet, die landesweiten Regenintensitätsdaten aus KOSTRA 2020 und ein neues Starkregenportal mit radargestützten Daten seit 2001. Darüber hinaus gibt es lokale Warnsysteme, beispielsweise in Hamburg und Flensburg.
Empfehlungen für die künftige Entwicklung
Der Vergleich zeigt, dass Dänemark im Bereich der Klimaanpassung über mehr digitale Werkzeuge verfügt als Deutschland. Deutschland befindet sich hingegen mitten in einer raschen Umstellung auf obligatorische Klimaanpassung, unterstützt durch nationale Datenplattformen, aber beide Länder stehen vor einer großen Aufgabenstellung.
Die beiden Länder haben gemeinsam, dass die Qualität der Klimaanpassung in hohem Maße von der Fähigkeit der Kommunen abhängt, die Daten, auf denen sie ihre Entscheidungen stützen, zu verstehen und anzuwenden. Ohne eine solide fachliche Grundlage laufen sowohl Dänemark als auch Deutschland Gefahr, aktuelle und zukünftige Risiken zu unterschätzen oder zu überschätzen, falsche Prioritäten zu setzen und Lösungen zu wählen, die unbeabsichtigt die soziale Ungleichheit im Umgang mit dem Klimawandel verstärken. In dem Factsheet schließen Anja Wejs und Thomas Einfalt daher, dass in den Kommunen ein Bedarf an Kapazitätsaufbau besteht.
Da die Entwicklung von Werkzeugen rasch voranschreitet, bieten die Berichte nur einen momentanen Überblick über die Situation zum Ende des Jahres 2024.
Werkzeuge-Link:
- Eine informative Website zum Thema Klimaanpassung: Der Deutsche Klimatlas: https://www.dwd.de/EN/climate_environment/climateatlas/climateatlas_node.html (Entwickelt vom Deutschen Wetterdienst DWD)
- Der Dänische Klimatlas: https://www.dmi.dk/klima-atlas/data-i-klimaatlas (Entwickelt vom Dänischen Wetterdienst DMI)