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Wenn Grenzen verschwimmen

Starker Regen, steigender Grundwasserspiegel, Hitze – die Folgen des Klimawandels machen weder an Landes- noch an Gemeindegrenzen halt. Deshalb veranstalteten POSEIDON und ClimatePol am 29. und 30. September 2025 die gemeinsame Halbzeitkonferenz „Klimaanpassung – gemeinsam für die Zukunft“ in Kiel, um Wissen und vorläufige Ergebnisse aus beiden Projekten auszutauschen.

Unter den rund 75 Teilnehmenden befanden sich Netzwerk- und Projektpartner beider Initiativen sowie Interessierte. Im Programm waren bewusst viele Pausen eingeplant, damit die Teilnehmenden sich untereinander austauschen und ihr Wissen aus den verschiedenen Arbeitsbereichen teilen konnten. Einige kamen aus Kommunen, andere von Universitäten und aus privaten Unternehmen – alle mit dem gemeinsamen Ziel, an Klimaanpassung zu arbeiten. Das führte dazu, dass in allen Pausen ein reges Summen spannender Gespräche zu hören war, bei denen die Teilnehmenden ihre Erfahrungen und ihr Wissen miteinander teilten.

Ich finde, es war eine großartige und wirklich gut organisierte Konferenz“, schreibt ein Teilnehmer in einer E-Mail nach der Veranstaltung. „Besonders gut hat mir die praxisnahe Perspektive gefallen, die durch die vielen Praktiker vor Ort in Verbindung mit der anwendungsorientierten Forschung entstanden ist

Hier möchten wir zwei Sessions der Konferenz hervorheben:

Exkursion zu ACO

Wir besuchten ACO, um uns deren Pilotstandort anzusehen, wo uns intelligente Bewässerungslösungen vorgestellt wurden. Dort erzählte uns Axel Leybold von ACO, dass ein Stadtbaum in Deutschland im Durchschnitt etwa 10 Jahre alt wird. Diese Zahl ist zwar nicht wissenschaftlich belegt, entspricht aber den Erfahrungen der Gärtner der Gemeinde. Er wies darauf hin, dass Bäume erst im Alter von 15 Jahren beginnen, ihre Blattoberfläche deutlich zu vergrößern. Erst zu diesem Zeitpunkt hat der Baum „Dead Wood Zones” und „HidingPaces” entwickelt, in denen die Biodiversität schnell zunimmt. Er erzählte weiter, dass er in seinen Studien nach alten Bäumen gesucht habe, weil man dort die seltenen Insekten- und Vogelarten findet, die die Biodiversität fördern.

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Gleichzeitig wurde darauf hingewiesen, dass man in Kopenhagen davon ausgeht, dass junge Bäume teuer in der Anschaffung sind, da die Pflege eines neu gepflanzten Baumes in den ersten fünf Jahren – den kritischsten Jahren im Leben eines Baumes – etwa 15.000 Euro kostet. Hier könnten intelligente Bewässerungssysteme eine Investition sein, die sich schnell amortisiert. Die robusten Systeme, die an bestehende Smart-City-Lösungen und moderne Wassermanagementsysteme angeschlossen werden können, sind ab etwa 30.000 Euro erhältlich und besonders sinnvoll, wenn ganze Straßen oder größere öffentliche Bereiche bewässert werden müssen.

Eine wärmere Welt

Am ersten Tag der Konferenz hielt Dr. Max Bürck-Gemassmer von der Deutschen Allianz für Klimawandel und Gesundheit einen Vortrag. Er berichtete, dass es in Deutschland jährlich 3.000 bis 10.000 hitzebedingte Todesfälle gibt – mehr als durch Verkehrsunfälle. Er stellte den Teilnehmern die 3:30:300-Regel aus den Niederlanden vor: Jeder Mensch sollte mindestens drei Bäume von seinem Fenster aus sehen können, jedes Stadtviertel sollte zu 30 Prozent mit Baumkronen bedeckt sein und Grünflächen sollten höchstens 300 Meter entfernt sein. Dies schafft mehr Schatten in den Städten, was dazu beiträgt, sie bei Hitze abzukühlen.

Vor allem habe ich dort viel gelernt. Ich finde einfach, dass die Botschaft, dass der Klimawandel keine Landesgrenzen kennt, von entscheidender Bedeutung ist und verbreitet werden muss. Ich fand auch die Vorträge über Hitzewellen und die damit verbundenen Todesfälle spannend. Ich glaube, das ist ein Aspekt, den wir in unseren Breitengraden oft vergessen, mit dem wir uns aber auseinandersetzen müssen

Schreibt Victor Severinsen von SmartBrønd in einer E-Mail.

Klimagerechte Wohnungen

Am zweiten Tag gab es eine gemeinsame Podiumsdiskussion. An der Podiumsdiskussion nahmen Lotte Lindgaard Andersen von Civica, Anita Pedersen vom Landsbyggeforeningen(Der Nationale Baufonds in Dänemark) und Silja Klepp von derChristian-Albrechts-Universität zu Kiel teil.

Hier haben wir von der Landsbyggeforeningen gehört, die Unterstützung für die Renovierung von Wohnungen, soziale Maßnahmen im Wohnungswesen, die Regulierung von Mieten und die Entwicklung von Analysen und Selbstbedienungstools zur Optimierung des Betriebs in allgemeinen Wohngebieten leistet. Anita Pedersen berichtete über ihre Publikation „Almen Klimakortlægning” (Allgemeine Klimakartierung), eine Überprüfung von 92.000 Wohngebäuden sowie eine Aufstellung der Kosten für Klimaschutzmaßnahmen an diesen Gebäuden. Daraus ergibt sich ein Betrag von ca. 34 Milliarden DKK für Klimaschutzmaßnahmen über einen Zeitraum von 20 Jahren. Es wurde auf fünf Ursachen für Überschwemmungen überprüft: stehendes Wasser im Zusammenhang mit Starkregen, Strömungswege im Zusammenhang mit Starkregen, Sturmfluten, Überlaufen von Wasserläufen und Bächen sowie hohe Grundwasserstände.

POSEIDON-Ergebnisse

POSEIDON präsentierte auf der Halbzeitkonferenz vorläufige Ergebnisse. Es wurde berichtet, dass das Projekt sehr aktiv im Bereich des Managements von Regenwasser und Sturmfluten ist. Es wurde intensiv an Lösungen gearbeitet, um die Kanalisation zu entlasten und das Regenwasser in naturinspirierte Lösungen zu leiten, die das Wasser entweder verzögern oder zurückhalten, wodurch schönere und kühlere Städte entstehen. Darüber hinaus wurden verschiedene Lösungen für den Fall von Sturmfluten getestet. Diese und weitere Ergebnisse wurden auf der Halbzeitkonferenz von Projektleiterin Julie Skødt Clausen vorgestellt.